Liebe Pfarrbevölkerung von
St. Marein, St. Veit i.d.G., Noreia und Pöllau!
Die Reparaturen des Geläutes von St. Helen bzw. von
St. Marein, die übrigens von der Firma Perner unter tatkräftiger
pfarrlicher Mithilfe souverän durchge-führt wurden, gaben Anlass,
des Öfteren über die Glocken und das Geläute zu sprechen.
Erstaunlicherweise wurde deutlich, dass Vielen nicht mehr bewusst ist,
wann und warum die Glocken läuten.
Im Buch "Heilige Zeichen" unseres Hw. Herrn Bischofs Egon Kapellari
ist u.a. zu lesen: "Die Glocke, deren Klang auf so ergreifende Weise
ersehnt wird, hat eine Stimme, die den Menschen aus allen Einmauerungen
mitnehmen will in die Weite und Höhe Gottes, in ein Leben in Fülle".
... "VIVOS VOCO, MORTUOS PLANGO, FULGURA FRANGO" lautet ein
alter Glockenspruch: "Die Lebenden rufe ich, die Toten beklage ich,
die Gewitter zerschlage ich".
Das Zerschlagen von Gewittern haben Hagelkanonen und Ähnliches übernom-men,
doch das Beklagen der Toten ist aber auch heute ein Dienst, der den Glocken
aufgetragen ist und viele Menschen zu hohen Spenden für die Anschaffung
neuer Glocken bzw. deren Instandhaltung veranlasst. Hier sei allen recht
herzlich gedankt, die Ihren Beitrag zu den Glockensanierungen in St. Helen
und St. Marein geleistet haben. Ein Viertel der Kosten konnte damit schon
für St, Helen sowie auch für St. Marein abgedeckt werden.
Die Glocken wollen und sollen aber vor allem die Lebenden zu Gebet und
Gottes-dienst rufen. Seit dem 7. Jahrhundert läuten sie am Morgen
und am Abend und laden ein zum Gebet des "Engel des Herrn",
wie er auf der Titelseite abgedruckt ist und auch heute sollen sie wieder
einladen, der Menschwerdung Gottes inne zu werden. Gott kommt uns entgegen,
und wenn ein Mensch, gleich Maria sein Herz öffnet, dann bricht die
Heilsgeschichte in diese Weltgeschichte ein. Der Neupriester Christof
Kalcher, der am 15. August beim Pfarrfest in St. Marein seine Nachprimiz
feiern wird, hat dies im Sonntagsblatt so ausgedrückt: "...ich
habe erfahren, dass eine persönliche Beziehung zu Gott möglich
ist und den Blick auf das eigene Leben völlig verändern kann".
Später kam das Mittagsläuten hinzu. Die Glocken waren also mehr
als die Uhren der armen Leute. Sie waren und sind Mahner und Rufer zum
Gebet und zum Gottesdienst. Freilich haben sich unterschiedliche Zeiten
bis heute entwickelt, wie wir sie in unserem Pfarrverband erleben können
und wahrscheinlich auch beibehalten werden. Die allgemein üblichen
Zeiten sind aber:
6 Uhr, 12 Uhr und 19 Uhr! Jeweils dreimal hintereinander eine "Gegrüßet
seist du Maria" -Länge! In den kurzen Pausen inzwischen wird
die Menschwerdung gebetet und betrachtet, wobei zu den Worten: "Und
das Wort ist Fleisch geworden..." auch eine Kniebeuge gemacht oder
an die Brust geschlagen werden kann. Am Abend wird an dieses Läuten
noch die "Totenglocke" für ein "VATER UNSER"
für die Verstorbenen angehängt und mit: "Herr, gib unseren
Verstorbenen die ewige Ruhe, und das ewige Licht leuchte ihnen" abgeschlossen.
An jedem Freitag jedoch, außer am Karfreitag, erinnert uns die Glocke
um 15 Uhr an den Tod Christi.
In einem von mir für die Ministranten umgeschriebenen Lied nach der
Melodie: "Schifoahrn" singen wir:
Am Sunntog in Fruah, do loßts mi koa Ruah,
i hör di Glockn und geh da Kirchn zua,
und i geh eini und wer ganz still,
weil i den Herrgot in mei Herz aufnehman will.
Ihr Pfarrer
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